Luxe, Calme & Volupté ...
- Christin Breuil

- 31. Dez. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen

„Dort wo alles friedlich lacht
Lust und Heiterkeit und Pracht“
L'invitation au voyage von Charles Beaudelaire
Literatur und Poesie entzünden oft den Funken für meine Bilder – so auch diesmal, wie im hier präsentierten Triptychon.
Die schwebende, geheimnisvolle Stimmung von Henri Boscos Roman Die schlafenden Wasser – stille Gewässer, flüsternde Ufer, zarte Lichtreflexe – wurde für mich zu einer inneren Landschaft, die meine Bildwelt bis heute prägt. Beim Malen wollte ich diese Augenblicke einfangen: den blassgoldenen Dunst über dem Fluss beim Morgendämmern, die Wasserflora in stiller Pracht, die kleine Bucht mit Sandstrand, geschützt vom sanften Grün, während Tausende Insekten summen.
Jedes Bild ist direkt begleitet von einem kurzen Auszug aus dem Buch – Worte und Farben verschmelzen zu einem leisen Dialog zwischen Literatur und Malerei. Wenn ich in der Nähe dieser ruhigen Seen wandle, kommen mir die Verse von Charles Baudelaire wie von selbst in den Sinn: «Luxe, calme et volupté » (Lust und Heiterkeit und Pracht) – ein Gedanke, der mich zum Titel der drei Bilder inspirierte.
Am Anfang Literatur ... ... dann Kreation.

« Die Wasserflora wuchs dort in sinnenbetörender Üppigkeit und erschwerte das Landen. Wir ruderten langsam und vorsichtig über große blühende Wiesen.»

« Der Morgen begann zu dämmern. Der Himmel war grau und malvenfarben, und nur ganz hoch oben auf einem Wolkenfaden zeigte sich ein Hauch von Rosa. Noch höher wob der Wind weitere Wolkenfäden, die sich durch einen leichten Dunstschleier zogen; dort , in Richtung der Morgendämmerung stiegen langsam blassgoldene Schwaden aus dem Fluss.»

« Vereinzelt stießen lange graue Gräser oder kleine Weiden aus der Erde. Duftschwaden von feuchtem Schlamm lagen in der Luft. Direkt unter mir zu meinen Füßen bemerkte ich eine kleine Bucht, die einen feinen Sandstrand schützend umschloss. Liguster, riesige Weiden und grau-grüne Erlen wölbten sich über diesem heimlichen Ort. Im Halbschatten summte Tausende von Insekten.»
Kurze Zitate, Henri Bosco "Die schlafenden Wasser", © Verlag Freies Geistesleben, 1998
Es ist immer eine Freude, wenn jemand eines meiner Bilder erwirbt. Dennoch gibt es Werke, bei denen mir der Abschied besonders schwerfällt – sie sind mir einfach ganz besonders ans Herz gewachsen. Umso schöner war es, sie in ihr neues Zuhause ziehen zu sehen: eine Wiener Wohnung voller Musik und Kunst. Später kreuzten sich die Wege von drei dieser Bilder und einem talentierten lyrischen Musiker: Er sang L’invitation au voyage von Charles Baudelaire, vertont von Henri Duparc – ein Moment, der sich wie ein stimmiger, poetischer Zufall anfühlte.
Hören Sie einfach zu …
"L'invitation au voyage" von Charles Beaudelaire,
vertont von Henri Duparc und aufgeführt von Daniel Johannsen.
Mon enfant, ma sœur, Songe à la douceur D’aller là-bas vivre ensemble ! Aimer à loisir, Aimer et mourir Au pays qui te ressemble ! Les soleils mouillés De ces ciels brouillés Pour mon esprit ont les charmes Si mystérieux De tes traîtres yeux, Brillant à travers leurs larmes.
Là, tout n’est qu’ordre et beauté, Luxe, calme et volupté.
Vois sur ces canaux Dormir ces vaisseaux Dont l’humeur est vagabonde ; C’est pour assouvir Ton moindre désir Qu’ils viennent du bout du monde. – Les soleils couchants Revêtent les champs, Les canaux, la ville entière, D’hyacinthe et d’or ; Le monde s’endort Dans une chaude lumière.
Là, tout n’est qu’ordre et beauté, Luxe, calme et volupté.
Strophes I & III, Charles Baudelaire, Les Fleurs du mal (1857)





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